Donnerstag, 26. März 2015
Eine Besucherin erlebt die RGS und… „.. ich bin beeindruckt!
Nachdem ich als Studierende des Fortbildungsmasters ‚Kulturelle Bildung an Schulen‘ einen ganzen Tag lang die RGS besuchen durfte, möchte ich euch einige dieser Eindrücke spiegeln.
Zuvor hatte ich das Schulprogramm gelesen. Na - wie sich solche Programme eben lesen, klar, man will das Beste für die Schülerinnen und Schüler und natürlich für den Weltfrieden. Und auch wenn dort bereits einiges Neues stand, es kam mir so nicht vor, - einfach weil ich es mir nur theoretisch vorstellen konnte. Was dann kam, war aber wirklich neu. Ich durfte ein gelebtes Schulprogramm spüren:
Inklusiv – da wuseln eine kleine Schülerin und ein Rollifahrer nicht nur mit, sondern das ganz selbstverständlich. Team - bei den SchülerInnen, wenn ein alter Technik-Pro davon spricht, dass ein dienstjunger ‚Trainee nun seit einem Jahr ‚bei uns‘ ist. Team – bei den LehrerInnen, wenn Lehrmaterial und Frühstücksutensilien kaum auseinanderzuhalten sind. Respekt vor dem Anderen – wenn Gäste beim Betreten einer 7. Klasse unaufgefordert Stühle herbeigestellt bekommen oder Tischtennisspieler einem erwachsenen Kletterer Mut zusprechen. Raum und Offenheit – wenn Türen nicht verschlossen sind und die Einrichtung und Lehrmaterial von SchülerInnen und LehrerInnen auf allen Wegen ‚organisiert‘ wird, wo das Budget keine Anschaffungen möglich macht. Selbstbewusstsein – wenn ein Schüler das Gespräch zwischen Lehrer und Schulleiter beendet, ‚jetzt machen wir aber mal weiter hier‘, um die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lehrers zurückzuerobern. Soziale Verantwortung – wenn für Ton und Licht Verantwortliche kurzerhand auch Gitarren löten und ihren eigenen Nachwuchs anlernen. Kulturelles Miteinander – wenn mir zu diesem Punkt aber auch gar nichts aufgefallen ist. Lebensweltlich orientiert – wenn das Gästeteam nicht nur kompetent informiert, sondern ebenso gut Kaffee kocht. Ästhetische Zugangsweisen – wenn sich SchülerInnen nicht mit Flüchtlingsstatistik begnügen und sich in einem Original-Flüchtlingszelt einrichten. Kreativität – wenn SchülerInnen beschließen, für ein Musikvideo kurzerhand eine Bühne aufzubauen. Schulgemeinde – wenn Teilnehmer am Songwriter-Wettbewerb begreifen, dass die Ablehnung aus mangelndem Verständnis der Jury für ihre gemeinsamen Werte (hier Eigenständigkeit) erfolgte u. es offenbar diese Jury ist, die ein Problem hat. Schulgemeinde auch – wenn alle durch das Presseteam über euren Block in solche Ereignisse wie unseren Besuch einbezogen werden. Demokratische Prozesse – wenn, wer die Suppe auslöffelt, diese auch mit einbrocken darf. Individuelle Begabungen fördern – wenn Kinder mit zwei Köpfen Höhenunterschied auf Augenhöhe lernen.
Auch hier, wie an allen Schulen, findet eine Klopperei in der Cafeteria statt und muss das Gespräch unterbrochen werden, weil unter den 5ern jemand den Chef raushängen lässt. Dass bei offensichtlicher Eigenständigkeit dennoch klar ist, was ihr an euren Lehrern habt, zeigt sich im Vertrauen (nicht zu verwechseln mit blindem Gehorsam), wenn z.B. die unbegründete Aufforderung, ein Kabel nicht über den Türrahmen zu verlegen, fraglos und frei – willig akzeptiert wird, weil die Zeit für Erklärungen gerade nicht gegeben ist.
An eurer Schule wäre ich gerne Schülerin gewesen! Und mit ein wenig Neid im Bauch gegenüber den Mitgliedern des Lehrkörpers, die auf eure Weise an der RGS arbeiten dürfen, endete die Hospitation.
Herr Kauer und Herr Ferber hatten zu einer Rückmeldung aufgefordert, und da sich in den direkten Begegnungen vor allem die Schülerinnen und Schüler als Gastgeber herausgestellt haben, bedanke ich mich an dieser Stelle für das spannende Erlebnis und die nachhaltige Eindrücke.“
(Jeanette Biba)
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